Lubin/PL, Unserer Lieben Frau von Tschenstochau
Nur wenige Monate nach der Einweihung der spektakulären Orgel der Breslauer Elisabethkirche wurde in Lubin ein weiteres rekonstruiertes Instrument seiner Bestimmung übergeben.
In der Kirche Unserer Lieben Frau von Tschenstochau (Matki Bożej Częstochowskiej) aus dem 14. Jahrhundert erbaute Martin Benjamin Liebeherr 1785 eine neue Orgel, von der wenig mehr als das Gehäuse den Lauf der Jahrhunderte überlebte.
Umbauten 1866 von Walter und 1905 von Schlag schufen ein romantisches Instrument hinter der barocken Fassade. 1978 fiel dieses Instrument der damals üblichen "Aufnordung" zum Opfer.
Zurück blieb eine elektro-pneumatische Orgel mit drei Manualen und 36 Registern sehr gemischter Qualität und kompromittierend enger Aufstellung. Ein weiterer Erhalt dieses Instruments erschien wenig sinnvoll – nicht zuletzt aufgrund der ohren- und augenfälligen Diskrepanz zwischen Prospekt und Innenleben.
2015 reichten wir ein erstes Angebot zur Rekonstruktion der Liebeherr-Disposition ein. Eine leicht revidierte Ausschreibung erreichte uns 2019. Die Auftragserteilung folgte dann 2020 – mitten in der Corona-Zeit, was weitere Recherche vor Ort deutlich verkomplizierte.
Die Erfahrungen mit der Rekonstruktion der Elisabeth-Orgel waren äußerst wertvoll, zumal mögliche Referenzen sehr spärlich waren. Soweit möglich und aus den vorhandenen Spuren bzw. Referenzen ablesbar wurde das Instrument von 1785 rekonstruiert.
Alle übrigen Teile erforderten einen kreativen Umgang mit der Stilistik der umgebenden Orgelkultur der damaligen Zeit. Da Liebeherr nachgewiesenermaßen bei Engler gearbeitet hat, konnte die Engler-Orgel in Breslau wertvolle Hinweise liefern.
Das nun geschaffene Instrument ist wieder aus einem Guss, Prospekt, Klangbild und Technik bilden wieder eine glückliche Einheit.
Obwohl mit zwei Manualen und "nur" 30 Registern deutlich kleiner als das Breslauer Werk, ist die Opulenz des restaurierten Gehäuses mit seinen teilweise rekonstruierten Schnitzerein ein weiteres Mal eine bemerkenswerte Ausnahme in unserer nüchternen Zeit.
Pünktlich zum Fest der heiligen Jungfrau von Tschenstochau Ende August 2022 wurde das Instrument feierlich eingeweiht.