Rottenbuch, Mariä Geburt
Spätbarocke Opulenz in höchster Vollendung
alle Fotos: Christopher Schaefer
Die heutige Pfarrkirche Mariä Geburt war ursprünglich Teil eines Augustiner-Chorherrenstiftes, das bis zur Säkularisation 1802/03 bestand. Die gotische Struktur des Kirchbaus geht auf mehrere Bauphasen zwischen 1073 und 1480 zurück. Für das Jahr 1557 ist die Anschaffung einer Orgel belegt. 1628 entstand das Vorgängerinstrument der Freywis-Orgel. Die barocke Überformung des Kirchbaus erfolgte in den Jahren 1737 bis 1741.
Im Jahre 1747 kam es zu einem Neubau der Orgel durch Balthasar Freywis, Aitrang (belegt durch Inschrift im Gehäuse). Die Disposition der Orgel wird unter anderem durch den Irseer Orgelakt (Meinrad Spiess 1683-1767) wiedergegeben. Schon 1783 erfolgte ein technischer Neubau durch Andreas Handmann, Aitrang, der Gehäuse, Pfeifenwerk und Teile der Windversorgung übernahm. Weitere Umbauten erfolgten 1857, 1878, 1933 und 1963.
Das Instrument befand sich vor der Restaurierung in einem stark veränderten Zustand. Weder die ursprüngliche Struktur des Instrumentes noch ein stilistischer Bezug der Orgel zur süddeutschen Orgelkultur sind erkennbar geblieben. Es bestand zu Beginn der Überlegung der berechtigte Zweifel, ob das Instrument nicht durch die zahlreichen Umbauten unwiderruflich verloren gegangen sein könnte.
Als besonders glücklicher Umstand war zu verzeichnen, dass die beiden Manualladen des Hauptwerkes im Stadtmuseum in München gelagert waren. Die stark beschädigten und unvollständigen Laden waren mit erheblichem Aufwand restaurierungsfähig. Die doppelten Windladen des Pedales und des Rückpositives waren ohnehin vorhanden, sowie das originale Gehäuse und immerhin der größte Teil des Pfeifenwerkes, darunter auch die originalen Prospektpfeifen, so dass eine Rekonstruktion nicht nur denkbar erschien, sondern in das Zentrum aller Überlegungen trat.
Die gut erhaltene „Schwesterorgel“ von Balthasar Freywis in der Klosterkirche Irsee bot zudem ein prominentes Vergleichsinstrument, was für verschiedene Details, wie die Registerknöpfe und die Klaviaturen wertvolle Hinweise geben konnte.
Von Handmann haben wir nur wenige Zeugnisse, die sich bis in unsere Tage erhalten haben, aber von der Orgel in Steingaden, Heilig-Kreuz-Kapelle, konnten technische Details, wie etwa die Beschaffenheit der Wellen und mechanische Details mit in das Projekt einfließen.
Im Laufe der Überlegungen entschieden alle Verantwortlichen sich, die spätere Version von ca. 1780 als Arbeitsgrundlage zu wählen. Die Zusammensetzung der Mixturen und der Zungenstimme sowie anderer verlorenen Originalteile orientierten sich jedoch an der Orgel der Abtei Irsee, also am mutmaßlichen Bestand von Freywis.