Hamburg, St. Nikolai, Taufkapelle
Behüt' die Fahrt St. Nikolaus – kleine Orgel hoch hinaus
Die geplante Reorganisation und Erweiterung der großen Hauptorgel in St. Nikolai aus dem Jahre 1966 mit ihrer Medienpräsenz überschattet ein wenig den ersten Schritt auf dem Weg zur neuen Orgelanlage. Mitte September 2019 wurde die neue Orgel der Taufkapelle fertiggestellt.
Die Taufkapelle des aufsehenerregenden Kirchenneubaus von 1963 am Hamburger Klosterstern bildet gleichzeitig das Foyer des eigentlichen Kirchenschiffes und beeindruckt den Besucher zuerst durch das dem Eingang gegenüberliegende monumentale Kirchenfenster von Elisabeth Coester. Das Fensterbild war ursprünglich für den 1943 zerstörten neugotischen Kirchbau am Hopfenmarkt geplant, konnte aber nicht mehr eingesetzt werden. So fand es nach dem Krieg seinen Platz in der neuerbauten Taufkapelle.
Die Wand oberhalb des Eingangs mit Empore und Orgel war dagegen weit weniger prächtig. Ein kleines hinterspieliges Instrument – eigentlich eher eine Truhenorgel – war in die Emporenbrüstung integriert und machte dort einen verlorenen Eindruck. Da die Taufkapelle neben der namensgebenden liturgischen Funktion aber immer häufiger auch für säkulare Veranstaltungen wie Ausstellungen und Konzerte genutzt wird, entstand der nachvollziehbare Wunsch nach einem dem Raum angemessenen Instrument.
Den begrenzenden Rahmen für jede Gestaltung und Konstruktion bilden der mittige Emporenzugang sowie die gotischen Maßwerkformen nachempfundenen Fenster oberhalb der Empore. Die geringe Tiefe der Empore bedeutete eine besondere Herausforderung, mussten doch hier neben Traktur- und Windführung auch die Spielanlage und das Rückpositiv untergebracht werden.
Entstanden ist nun ein charmantes zweimanualiges Orgelwerk, das mit seinem kantablen Klang die kammermusikalische Akustik der Taufkapelle in idealer Weise anregt. Die Prospektgestaltung greift dabei in zeitgenössischer Formensprache das Segelmotiv der Hauptorgel wieder auf.