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Abteikirche Himmerod

Royal Pomp and Glory – eine wahre Königin unter den "grauen Instrumenten" erstrahlt in neuem Glanz

Am 26. Juli 2017 kam es zu einem folgenschweren Brand in der Abteikirche. Unter der geschwungenen Eichentreppe zwischen Kirchenschiff und Empore bzw. Klausur enstand ein Feuer, das die Treppe teilweise zerstörte, der Orgel erheblichen Schaden zufügte und alle Oberflächen in der Kirche mit einer Ascheschicht überzog. Am 14. Oktober desselben Jahres gab Abt Johannes Müller bekannt, dass der Konvent der Zisterzienser nach fast 900-jähriger Tradition aufgelöst sei. Die Zukunft von Konventsgebäuden und Kirche stand in den Sternen. [Anm. der Redaktion]

 

_klais/bilder/fotos/Artikel/Himmerod/Himmerod7.jpgBlick vom Oberwerks-Stimmgang auf die Brandstelle, oben an der Wand die traurigen Reste des Röhrenglockenspiels

Unter der Überschrift „Am Ende“ hat das „FAZ Magazin“ in seiner März-Ausgabe 2018 mit eindrucksvollen Bildern und ehrlichen Worten über die Gründe für die Auflösung des Himmeroder Konvents berichtet. Gegen Ende des Beitrags steht dann zu lesen, dass das „Leben erst einmal weiter“ geht.

 

In der Tat ging und geht das Leben in Himmerod (fast) nahtlos weiter. Inzwischen sind die Brandschäden in der Abteikirche beseitigt, so dass sie Ende Mai unter beachtlicher Anteilnahme der Bevölkerung wiedereröffnet werden konnte. Nun ist auch die weltbekannte Orgel des Klosters wieder vollkommen hergestellt und für das Eröffnungskonzert des Himmeroder Orgelsommers voll einsatzbereit. Eben diese „Himmeroder Orgel“ steht weit über regionale Grenzen hinaus, und dies nicht nur für kulturinteressierte Menschen, als Synonym für das Kloster im abgelegen Salmtal der südlichen Eifel. Und auch in Fachkreisen gilt dieses Instrument bis heute als ein Meilenstein im deutschen Orgelbau zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

 

_klais/bilder/fotos/Artikel/Himmerod/Himmerod10.jpgin frischen Glanz…

Zugegeben, die Orgel der Abtei Himmerod entspricht nicht unbedingt den Vorgaben der Zisterzienser nach Bescheidenheit. Eher schon die zeittypisch äußerlich schlichte Gestaltung, die sich harmonisch in den schmucklosen Raum der gewaltigen Basilika einpasst. Mit über 4000 Pfeifen kann sie eine enorme Klangfülle produzieren, die sich bei einer Nachhallzeit von etwa 8 Sekunden zu majestätisch-erhabener Größe steigern kann.

 

_klais/bilder/fotos/Artikel/Himmerod/Himmerod8.jpgDie gereinigte Orgel mit den neuen Prospektpfeifen

Erbaut wurde das Instrument 1962 von der Orgelbaufirma Johannes Klais aus Bonn, eine der bis heute renommiertesten deutschen Orgelbaufirmen. Das mit dem Bau der Himmeroder Orgel ein „Wurf“ gelungen“ war, zeigte sich sehr schnell. Denn bald schon gehörte Himmerod zum „Pflichtprogramm“ vieler Organisten, Orgelbauer und -liebhaber, nicht zuletzt auch, weil es in Himmerod einen begnadeten Pater gab, der aus einer gewöhnlichen Vesper eine farbenfrohe Symphonie zu improvisieren verstand. Aber auch für die Firma Klais war das Himmeroder Werk in diesen Jahren ein viel aufgesuchtes Vorzeigeobjekt.

 

Das Besondere an Himmerod aber ist bis heute, dass es gleichwohl ein Instrument von zeittypischem Stil ist, dennoch aber nicht eindeutig in Stil-Schubladen einzuordnen ist. Im Gegensatz zu vielen Orgelneubauten der letzten Jahre beschwört Himmerod weder die Retrospektive einer Kopie, noch ergibt es sich der vielfach anzutreffenden Ideenlosigkeit des Hier und Jetzt. Vielmehr ist noch immer beim Spielen wie Hören der Wille der Erbauer von damals zu spüren, aus der Tradition heraus Neues und Innovatives zu schaffen.

 

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Was sich zunächst dem Betrachter als eher unscheinbar gegenüberstellt, offenbart sich dem Hörer schnell von seiner vornehmsten Seite: ein eher zurückhaltender, zuweilen weicher, ja warmer Klang, der in seiner edlen Noblesse charaktervoller kaum sein kann. Dies vielleicht und gerade auch als ein Gegensatz zur eher kargen und rauen Eifel-Landschaft, die das abgelegene Kloster umgibt. Und dass all dies ausgerechnet fernab der vermeintlichen musikalischen Zentren geschehen konnte, ist sicherlich eine der vielen Widersprüchlichkeiten dieses Ortes. Es spricht aber noch heute von der – zuletzt leider nicht mehr vorhandenen – Kunstinnigkeit der damals agierenden Mönche. Für die Himmeroder Orgel indes treffen nach wie vor die vielzitierten Worte Winkelmanns zu: Edle Einfalt, stille Größe!

 

_klais/bilder/fotos/Artikel/Himmerod/Himmerod9.JPGDie neuen Prospektpfeifen des Principal 16'

Eben dieses Zitat lässt sich auch auf die weithin bekannte Konzertreihe „Himmeroder Orgelsommer“ übertragen. […] Sicherlich mit einer der Gründe, warum man in Himmerod nicht über mangelnden Besucherzuspruch klagen muss. Hinzu kommt aber auch die besondere Atmosphäre des Ortes, die einen Konzertbesuch in Himmerod zu einem bleibenden Erlebnis werden lässt.

 

Wolfgang Valerius, Himmerod

 

_klais/bilder/fotos/Artikel/Himmerod/Himmerod12.jpgDie horizontalen Hauptwerks-Zungen mit Kupfer-Bechern

Die Konzerte des Himmeroder Orgelsommers finden Sie in unserem Veranstaltungskalender und auf www.abteihimmerod.de

Gäste in diesem Sommer (2018):

  • James Vivian, St. George's Chapel, Windsor Castle
  • James O'Donnell, Master of the Choristers of Westminster Abbey, London
  • Colin Walsh, Organist emeritus der Kathedrale von Lincoln
  • Kent Tritle, St. John the Divine, New York
  • Hansjörg Albrecht, München
  • Fabien Chavrot, Saint-Jean de Montmartre, Paris