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Bergheim/A, St. Georg

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Aus der Geschichte und den überlieferten Dispositionen der verschiedenen Orgeln in der Pfarr- und Dekanatskirche zum Hl. Georg in Bergheim geht eindeutig hervor, dass man grundsätzlich stets bestrebt war, qualitativ hochwertige und dem jeweiligen Zeitgeist entsprechend "moderne" Instrumente zu haben.

In der Zeit von 1704 bis 1859 fand man mit einer kleinen, gebrauchten Orgel mit fünf Registern aus Burghausen das Auslangen. Eine Disposition dieses Instruments ist nicht überliefert. Mit 155 Jahren ist sie die Orgel mit der längsten Dienstzeit unter den verschiedenen Bergheimer Orgeln.

 

 

Der erste wirkliche Orgelneubau für die Kirche geschah 1859. Der Auftrag durfte nicht an den Wunschkandidaten der Pfarre Matthäus Mauracher d. Ä. (1818 bis 1884) aus Zell am Ziller erteilt werden. Man musste sich mit der Entscheidung des Konsistoriums und der Beauftragung Johann Carl Nepomuk Maurachers (eben­ falls 1818 bis 1884) abfinden. […] Inschriften am Gehäuse sind Indiz dafür, dass diese Orgel einen Spieltisch mit Blickrichtung zum Hochaltar hatte. Die Manual- und Pedalumfänge mit 54 (C-f3) bzw. 18 Tasten (C-f0) waren typisch für diese Zeit. Ein vergleichbares Instrument dieses Orgelbauers mit acht Registern und Pedal ist in der Wallfahrtskirche Maria Hilf (Mondsee) nahezu original erhalten geblieben (erbaut 1881, letzte Restaurierung: Daniel Kern, 1999). Das Instrument hat Schleifladen mit mechanischer Spiel- und Registertraktur, einen Magazin- und einen Schöpfbalg, die Stimmung ist gleichschwebend und die Stimmtonhöhe a1 = 438 Hz bei 20°C. […] Die Form der dortigen Registerzüge war Vorlage für unsere Orgel und wurde kopiert.

 

 

Der bereits acht Jahre später erfolgte Umbau bzw. die Erweiterung der Orgel in der Pfarrkirche Bergheim zeigt deutlich, dass das Instrument weder technisch noch klanglich überzeugen konnte. Hier kam eine zweite Klaviatur mit – für die Romantik typisch runden, vollen und bisweilen dunkel klingenden Registern – hinzu.

 

 

1968 kam es zum zweiten Orgelneubau

Durch die im 20. Jahrhundert einsetzende Orgelbewegung mit Rückbesinnung auf die Qualitäten barocker Orgeln und der Wiederentdeckung der Alten Musik wandelte sich erneut das Klangideal. Mit dem romantischen Orgelklang konnte man nur noch wenig anfangen und so entstand ein neobarockes, zeittypisches Instrument unter Verwendung modernster Materialien wie Pressspanplatten, Aluminium, Kunststoff etc. Das Instrument hatte einen freistehenden Spieltisch an der Emporenbrüstung mit Blickrichtung zur Orgel. […] Die Spiel- und Registertraktur war verwinkelt und bei Störungen nur schwer zugänglich. Um für die größere Registeranzahl Platz zu schaffen, wurde die Rückwand des historischen Orgelgehäuses aufgeschnitten und das selbige bis zur Kirchenrückwand verlängert.

 

 

Die Platzierung des Pedalwerks im rückwärtigen unteren Gehäusebereich beeinträchtigte die Klangentfaltung stark, außerdem war das gesamte Pfeifenwerk viel zu eng aufgestellt und die Pfeifen behinderten sich gegenseitig in der klanglichen Entfaltung. Die Windversorgung war für ein Instrument dieser Größe unterdimensioniert und leistete so ihren Beitrag zum klanglich unbefriedigenden Gesamteindruck. Der letzte Umbau […] 2006 brachte zwar klangliche Verbesserungen mit sich, die konstruktionsbedingten Mängel konnten letztlich nicht behoben werden.

 

Die neue Spielanlage am ursprünglichen Platz

Aller guten Dinge sind drei

Durch glückliche Fügungen personeller und finanzieller Art konnte 2013 wieder an einen Neubau gedacht werden, welcher nun im Oktober 2017 seinen Abschluss findet. […] Das neue Instrument orientiert sich an über Jahrhunderte bewährten Prinzipien des klassischen Orgelbaus. Besonderer Wert wurde auf eine leichtgängige und präzise mechanische Spieltraktur gelegt. Die Registertraktur ist ebenfalls rein mechanisch ausgeführt. Für Wartungsarbeiten sind alle Bereiche der Orgel nun leicht zugänglich.

 

Bei der Planung waren die liturgischen und kirchenmusikalischen Bedürfnisse der Pfarre Bergheim maßgebend. Außerdem war es uns wichtig, eine Nutzung als Konzert- und Unterrichtsinstrument zu ermöglichen und mit dem Neubau auch einen Akzent in der Salzburger Orgellandschaft zu setzen, handelt es sich bei unserem Instrument doch um die erste und bislang einzige Klais-Orgel in der ganzen Erzdiözese.

 

zu Ehren des em. Pfarrers Felix Königsberger

Die Registerzusammenstellung und deren klangliche Ausrichtung orientiert sich hauptsächlich an Instrumenten wie sie der süddeutsche Orgelbauer Johann Nepomuk Holzhey (1741 bis 1809) in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts baute. Die süddeutsche Barockorgel stellt mit ihrem Principalchor die Ausgangsbasis dar, welche mit zahlreichen farbigen Flöten- und Streicherregistern in 8'- und 4' -Lage angereichert wird. Zudem werden Zungen- und Aliquotregister (Cornet) übernommen, wie man sie in klassisch-französischen Orgeln findet. Vorbild für das neue Instrument in Bergheim ist also das interessante Spannungsfeld zwischen Barockorgel einerseits und der romantischen Orgel mit ihrer grundtönigeren Ästhetik andererseits. Damit verbindet das klangliche Konzept das romantische Orgelgehäuse mit der übrigen barocken Ausstattung der Kirche wieder zu einer optisch und akustisch schlüssigen Einheit. Die Orgel bildet handwerklich und künstlerisch somit auch wieder ein entsprechendes Pendant zum Hochaltar.

 

Trakturabgänge hinter dem Notenpult

Das historische Orgelgehäuse von J. C. N. Mauracher wurde auf den Ursprungs­ zustand von 1859 rückgeführt und fachmännisch restauriert. Die Spieltafel ist nun direkt in der Front des Gehäuses eingebaut, in welchem auch das gesamte Hauptwerk (I. Manual) steht. Das Positiv (II. Manual) ist in zwei neuen Gehäusekästen untergebracht, welche seitlich des Hauptwerks an der Kirchenrückwand platziert sind und sich in ihrer Gestaltung am historischen Vorbild orientieren. Das Pedalwerk hat kein eigenes Gehäuse und ist freistehend hinter dem Haupt­werks- bzw. zwischen den beiden Positivgehäusen aufgestellt.

 

Der Manual- und Pedalumfang der neuen Orgel mit 54 (C-f3) bzw. 27 Tasten (C-d1) begründet sich durch Wiederverwendung des historischen Mauracher-Gehäuses sowie die Bezugnahme auf ein bestimmtes historisches Dispositionskonzept und die damit verbundene Ästhetik.

 

Lukas Wegleiter, Organist an St. Georg seit 2007

 

Registermechanik des Positiv, im Hintergrund die Pedallade

zur Disposition…