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Nürnberg, St. Lorenz

Die Restaurierung der großen Steinmeyer-Orgel aus dem Jahr 1937 in der St. Lorenzkirche zu Nürnberg

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Die Stephanusorgel

 

Bei der als Chororgel in das umfassende Raum-Klang-Konzept eingefügte Instrument handelt es sich um eine mechanische Kegelladenorgel der Werkstatt Steinmeyer, Opus-Nr. 34 aus dem Jahre 1863, die vormals in Hersbruck im Dienste stand. Nicht vorhanden war das Gehäuse der Orgel. Die Hersbrucker Orgel war in einem Gehäuse aus dem Jahre 1738 eingebaut worden.

 

Das Instrument fand Aufstellung auf der Empore über dem Sakristeibau. Klangversuche von diesem Standort aus (mit menschlicher Stimme) hatten uns von der Qualität dieses Orgelstandortes überzeugt. Es blieb nur im Detail mit der Denkmalpflege zu prüfen, ob es sich hierbei um einen gangbaren Weg handelt.

 

Neben dem mechanischen Spieltisch wurde die Orgel mit zusätzlich eingebauten , reversibel angebrachten elektropneumatischen Servomechansimen versehen. Somit kann sie als Teilstück der Raum-Klang-Konzeption vom zentralen Hauptspieltisch aus elektrisch angesteuert werden.

 

Das Instrument aus dem Jahr 1863 hatte vor seiner Wiederbelebung als Stephanusorgel in Nürnberg St. Lorenz wahrlich eine Odysee erlebt: Dank der Weitsicht von Prof. Jürgen Eppelsheim hatte dieser in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts das aus der Mode gekommene Instrument Herrn Dr. Mohr ans Herz gelegt. In Hersbruck hatte man zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung getroffen, die romantische Orgel durch einen Neubau hinter dem historischen Gehäuse zu ersetzen. Dr. Mohr gelang es, das unmöglich erscheinende möglich zu machen und das Orgelwerk in Hersbruck abzubauen und dann in Nürnberg über mehr als drei Jahrzehnte an unterschiedlichen Stellen mit zeitweiligen Ortswechseln einzulagern. Es ist dem grossen Einsatz von Herrn Dr. Mohr und dem Verein für Kirchenmusik an St. Lorenz zu verdanken, dass diese historische Orgel für St. Lorenz in unsere Zeit gerettet wurde.

 

Es ist leicht nachvollziehbar, dass ein solch langer Aufenthalt an diversen Lagerstätten in Einzelteile zerlegt nicht spurlos an dem Orgelwerk vorübergegangen ist, zumal nicht nur der Zahn der Zeit, sondern in erheblichem Umfang auch der Wurm und andere Holzschädlinge an der Königin der Instrumente genagt hatten.

 

Wie bei einem überdimensionalen Puzzle galt es zunächst, alle Einzelteile zu sichten, sorgfältig zu dokumentieren, zu reinigen und zu sortieren. Erhalten waren der Balg, die fünf Windladen (Pedallade, Hauptwerk Ober- und Unterlade sowie Nebenwerk Ober- und Unterlade, die Wellenrahmen, einzelne Winkelbalkenm einzelne Metallwinkel aus Messing sowie der Spieltisch des Instrumentes. Ergänzt wurden das Gebläse, die Holzabstrakten ( = mechanische Holzverbindung zwischen Taste und Ventil), die Prospektpfeifen und das Orgelgehäuse. Letzteres wurde von Architekt Georg Stolz in Zusammenarbeit mit der Werkstatt Klais abgestimmt auf den historischen Orgelbestand und den Orgelstandort entworfen und in Zusammenarbeit mit baubetreunenden Architektin Alexandra Fritsch auf dem verstärkten Tragwerk des Sakristeidaches im Chorraum von St. Lorenz plaziert.

 

Grosse Schwierigkeiten bereiteten bei der Restaurierung der stark verwurmte Zustand der Holzpfeifen. Hier galt es, ohne Aufgabe von historischer Substanz die vorhandene Holzteile so zu stabilisieren, dass sie auch zukünftigen Generationen als Klang- und technisches Denkmal einschliesslich aller ablesbaren Spuren erhalten bleiben.

 

Ganz bewuss entschied man sich zu einer reversibel integrierten barker-ähnlichen Servoansteuerung des historischen Instrumentes zusätzlich zum mechanischen Spieltisch, um die Stephanusorgel in die Orgelanlage zu integrieren und auch von den beiden Hauptspieltischen aus im Zusammenspiel mit den anderen beiden Orgelwerken im Raum erklingen zu lassen. Bereits heute, nur drei Jahre nach Integration der Hersbrucker Orgel in der Chorraum von St. Lorenz, sind die warmen, weichenPastellklangfarben des vorderen Orgelteils aus dem Kirchenraum nicht mehr wegzudenken.

 

So, wie die drei Orgelteile zu einem warmen weichen Gesamtraumklang heute zusammenwachsen, so sind bei diesem Orgelprojekt über die vergangenen Jahre alle Beteiligten zu einer Einheit verschmolzen. Wir haben die Zusammenarbeit stets als ausgesprochen fruchtbar und harmonisch empfunden und sind dankbar, an diesem grossen Projekt mitarbeiten zu dürfen.

 

 

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