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Stockach, Loretokapelle

Zur Restaurierung der Orgel von Johann Christophorus Pfleger, Radolfzell 1661  

 

Orgeln aus der Zeit unmittelbar nach dem 30-jährigem Krieg sind Beispiele früher barocker Tradition und ausgesprochen selten. Die wenigen uns bekannten Beispiele dagegen sind von ungemein hoher künstlerischer und handwerklicher Qualität, wie sie im folgenden – „hochbarocken“ Jahrhundert kaum mehr erreicht wurde. Vor allem im „süddeutschen“ Kulturraum (der weit größer war als heute) sind diese wenigen Beispiele herausragend. Man denke etwa an die frühe Orgel von Johannes Freundt aus Passau im Klosterneuburg von 1642, an die Monumentalorgel von Johann Heinrich Mundt in der Prager Teynkirche von 1671, die aus Traunstein stammende Orgel von Hans Vogl im sog. Ettendorfer Kirchl von 1669 oder die Chororgel im Stift Wilten bei Innsbruck von 1675.

 

Gerade kleinere Instrumente, wie das von Johann Christophorus Pfleger erbaute Positiv in der Stockacher Loreto-Kapelle, zeigen den hohen Qualitätsanspruch dieser Zeit noch deutlicher, kann doch bei kleineren Instrumenten die Fertigung noch feiner, noch filigraner angelegt werden. Gerade das macht das Instrument so kostbar. Es wirkt wie ein Wunder, dass dieses Instrument die Zeiten so überstanden hat.

 

Die Restaurierung hatte zur Aufgabe, unter weitgehender Substanzerhaltung die Geschichte der Orgel besser erlebbar zu machen.

 

Jede Arbeit an solch kostbaren Musikinstrumenten, wie das aus der Loretokapelle, wirft viele Fragen und Problemstellungen auf, die man trotz aller Mühe nicht mit letzter Sicherheit beantworten kann. Verantwortungsvoll haben wir dies in der Werkstatt und mit vielen Beratern diskutiert; die Ausführung der Arbeiten hat zu dem nun wieder vorliegenden Instrument geführt.

 

Nach wie vor bleibt unklar, für welchen Aufstellungsort Pfleger die Orgel gebaut hat. Immerhin zeichnet eine Reihe von Inschriften am und im Instrument ein ungefähres, insgesamt aber unvollständiges Bild von Erbauung und Genese der Orgel sowie von ihrem Gebrauch und Verbrauch.

 

Diese Inschriften und Spuren belegen die bisher bekannten wesentlichen Baudaten:

  • 1661 Bau der Orgel durch Johann Christopherus Pfleger, Radolfzell
  • ca. 1730–1750 Umbau der Orgel, neue Fassung, Prospektpfeifen und Scheinpfeifen an der Rückwand
  • 1824 Reparatur durch Johann Pachstein
  • 1870 Umstellung der Orgel von der Pfarrkirche Stockach durch E. Hieber, Engen
  • 1909 Reparatur durch Fa. Schwarz & Söhne, Überlingen
  • 1961–1963 Restaurierung der Orgel durch Rudolf Kubak, Augsburg, Neufassung der Orgel
  • 1984 Reinigung der Orgel durch die Werkstatt Rudolf Kubak, Augsburg
  • 2009–2011 Restaurierung durch Johannes Klais, Bonn

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