München, St. Peter, Hauptorgel
Unsere ersten Begegnungen mit der Stadtpfarrkirche St. Peter liegen schon viele Jahre zurück. Die Planung für die 2003 fertig gestellte Hauptorgel umfasste auch Überlegungen zu der Chororgel, deren Ansteuerung bereits beim Neubau der Orgel im Hauptorgelspieltisch angelegt wurde. Nun ist die Orgelanlage vollständig.
Im Obergehäuse der Orgel ist nun die breit angelegte Windlade des Hauptwerks untergebracht, mit Praestant 16‘ und Principal 8‘ in der klingenden Fassade sowie das Bombardwerk (IV. Manual) mit der klangprächtigen Trompeteria und dem Solo-Cornet auf eigenem, erhöhtem Winddruck. Die Trompeten des Bombardwerkes sind nach englischem Vorbild nach vorne gekröpft („hooded“), um einen ähnlichen klanglichen Effekt zu erzielen wie bei horizontal angeordneten „spanischen“ Trompeten, die jedoch an der historischen Orgelfassade in St. Peter unangemessen wären.
Wenn man heute von der Wendeltreppe kommend die Orgelempore betritt, ist der rückwärtige Orgelteil kaum erkennbar. Für diesen großen Orgelbereich wurde nämlich auf Wunsch des Chordirektors auf Emporenniveau lediglich ein kleiner Sockel für die notwendige Windzuführung und für die Trakturen geschaffen. Diese hintere "Orgelscheibe" verfügt über ein eigenes Trägersystem, das in der umgebenden Kirchenwand statisch gelagert und abgefangen ist. Nur so konnten auch kritische Belastungswerte in der Statik der Empore vermieden werden. Dieser hintere Orgelbereich wird also durch die umgebende Kirchenschiffmauer eingegrenzt. Über dem Gurtkranzsystem stehen die großen Pedalladen und, in der Mitte unter dem Westfenster, das Schwellwerk mit seinem Gehäuse.
Um den zur Verfügung stehenden Platz möglichst optimal ausnutzen zu können, haben wir die großen Pfeifen von Untersatz 32' seitlich „auf Sturz“ rechts und links vom Orgelgehäuse unter das umlaufende Gesims eingebaut, hinter den nachträglich geschnitzten Schleierbrettern bleiben die großen Holzpfeifen unsichtbar. Auf diese Weise haben alle Register genügend Aussprache, sind zugänglich für Wartung und Stimmung und optimieren das zur Verfügung stehende Raumangebot. Die Contraposaune 32‘ steht auf der Lade des Bombardwerks, also im Hauptgehäuse und bildet mit diesem eine klangliche Einheit.
Die Gesamtdisposition wirkt auf den ersten Blick wenig spektakulär. Ohnehin würden Stilbegriffe wie „Barock“, „französische Symphonik“ oder „deutsche Romantik“ zu kurz greifen. Dabei ist das Dispositionsschema nicht ungewöhnlich. Das Instrument steht zunächst auf den schulmäßig angelegten Prinzipalchören in Hauptwerk, Positiv, Schwellwerk und Pedal. Ergänzt wird die Disposition durch das Bombardwerk. In allen Werken sind verschiedenste Flöten-, Gedackt- und Aliquotregister, welche den Klang der Orgel besonders abwechslungsreich macht. Eher ungewöhnlich wirkt allenfalls die Anlage des Positivs als Solowerk, das im Hinblick auf die Chorbegleitung schwellbar angelegt ist. Die Farbregister hier führen weg von der Idee des „barocken“ Positivs hin zu der eigentlichen Aufgabe als Begleitwerk. Der kleinere Prinzipalchor ergänzt zwar das Hauptwerk, klanglicher Gegenspieler des Hauptwerks ist dagegen das groß angelegte Schwellwerk mit den Streichern, Flöten- und Zungenchören.