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Ein paradiesisches Konzert

So ein himmlisches Konzert hat der Dom noch nicht gesehen: Die Bonner Orgelmanufaktur Klais baut die Handorgel einer Engelsstatue in der Kathedrale nach. Zur Einweihung soll es ein Konzert im Binnenchor des Domes geben.

 

 

Von Susanne Happe, 05.08.10

 

So ein himmlisches Konzert hat der Dom noch nicht gesehen. Lautlos musiziert das zwölfköpfige Ensemble schon seit dem 13. Jahrhundert. Aber wie es wirklich klingt, wenn die Instrumente gespielt werden, die die Engel in den Händen halten, dieses Geheimnis wird erst in zwei Jahren gelüftet. Dann nämlich, wenn die Restaurierung der reich bemalten zwölf Chorpfeilerfiguren – jede steht für einen der Apostel – und der Engel über ihnen abgeschlossen ist, die Musikinstrumente spielen. Zur Feier des Tages soll es dann ein Konzert im Binnenchor des Doms geben und zwar mit den Instrumenten der Engel. Ob es sich dabei um ein zufällig oder bewusst gewähltes Ensemble handelt, ist unbekannt. So hält der Engel über Paulus eine Fidel in der Hand. Ein Instrument gibt es gleich zwei Mal, nämlich die gitarrenähnliche Cister, die über Philippus und Bartholomäus zu sehen ist.

 

 

Als Dombaumeisterin Professor Barbara Schock-Werner kürzlich wegen der Vorbereitung eines Vortrags durch den Dom ging, sah sie auch den Engel, „der ein Örgelchen in der Hand hält. Unser Organist Professor Winfried Bönig sagte spontan, das kann nicht sein, um die Zeit gab es noch keine derartigen Darstellungen“, so Schock-Werner. Der Professor vermittelte eine Spezialistin: Lucia Mense, Dozentin für mittelalterliche Instrumente der Musikhochschule Köln. Die bestätigte, dass es sich um ein Portativ handelt, „damit haben wir im Dom eine der frühesten Darstellungen einer Handorgel, jedenfalls in dieser Art“, versichert die Dombaumeisterin. Der renommierte Bonner Orgelbauer Philipp Klais ergänzt: „Wir haben gedacht, dass es solche Darstellungen erst ab dem 14. Jahrhundert gegeben hat.“ Der Engelreigen symbolisiere die paradiesische Musik bei der himmlischen Krönung Mariens, die in den Figuren Christi und seiner Mutter dargestellt wird, so die Erklärung von Kunsthistoriker Dr. Rolf Lauer.

 

 

Schlechtes Omen für den 1. FC Köln

Um die Musik im Dom hat sich die Johannes Klais Orgelbau GmbH & Co. KG große Verdienste erworben. Sie hat unter anderem die Schwalbennestorgel gebaut. „Ich habe tausende Stunden im Dom verbracht“, erzählt Klais, „wir haben viele Nächte dort gearbeitet, dennoch habe ich die Engel, die ein bisschen im Dunkeln sind, nie bemerkt.“

Klais, der 65 Mitarbeiter beschäftigt, will einen seiner zwölf Orgelbaulehrlinge in den Dom schicken, wenn der Engel eingerüstet ist, um dort Maß zu nehmen. Denn er will das Portativ nachbauen. In der Breite wird das Instrument etwa 80 Zentimeter haben, in der Höhe etwa 1,50 Meter, schätzt er. „Es wird in seiner Form vielleicht nicht haargenau identisch sein, denn für den Steinmetz musste es ja nur gut aussehen, aber nicht gut klingen“, sagt der 43-Jährige, der begeistert von der Konzert-Idee ist. Gleichwohl gesteht der Orgelbauer, dass die ganze Sache einen kleinen Haken hat: „Jedes Mal, wenn wir im Dom gearbeitet haben – 1998, 2002 und 2006 -, ist der FC abgestiegen. Wenn wir kommen, rufen die Jungs von der Dombauhütte schon: ,Oh weh, Klais kommt, der FC steigt wieder ab. Aber schreiben Sie das bloß nicht, sonst dürfen wir hier nicht mehr arbeiten.“

 

 

(Photos: Stefan Hilgendorf / Orgelbau Klais)

 

…und hier geht es zu den übrigen Orgeln des Domes…