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Drensteinfurt/DE, St. Regina

Gewachsener Zustand bleibt erhalten

 

Die Kirche St. Regina in Drensteinfurt gilt als einer der wenigen klassizistischen Sakralbauten in Westfalen. Die Orgel stammt aus der Bauzeit der Kirche und wurde von Caspar Melchior Vorenweg (1753–1844) laut Jahreszahl an der Gehäuserückwand 1789 gebaut.

 

Vorenweg wurde in der Werkstatt der Kölner Orgelbaudynastie König ausgebildet und gilt als Lehrmeister für viele Orgelbauer, die aus seiner eigenen Werkstatt in Münster hervorgingen. Nicht nur sein Neffe Johann Kersting (1784-1854), der sein Werkstattnachfolger wurde, bekam bei ihm das berufliche Rüstzeug, auch Johann Hermann Dreymann (1759-1833), später Orgelbauer in Mainz, Franz H. Pohlmann (1797–1863), später Orgelbauer in Warendorf, Heinrich Wilhelm Breidenfeld (1789-1875), später Orgelbauer in Münster und Trier und Franz Wilhelm Sonreck (1822-1900), später Orgelbauer in Köln, lernten und arbeiteten bei ihm.

 

 

1891 wurde die Orgel von Friedrich Fleiter, Münster, umgebaut. Fleiter gab die Lade des Hauptwerks auf und baute eine neue Lade mit 9 Registern, fügte also ein Register im Hauptwerk hinzu und erweiterte dieses auf den Tonumfang von C-f 3. Für das Pedal baute er eine neue Lade mit drei Registern mit dem Umfang C-c1. Die Positivwindlade blieb original und in dem alten Tonumfang C–d3 erhalten. An Nebenzügen waren Manualkoppel, Pedalkoppel und die Calcantenglocke vorhanden. Diese Gestalt war bei einer Bestandsaufnahme 1958 nicht deckungsgleich überliefert, vielmehr fehlte damals die Hohlflöte 8' des Hauptwerks, es wurde dagegen der Geigenprincipal 8' als Diskantregister erwähnt, die 1891 zu ergänzende Gamba 8‘ ab C war nicht vorhanden. Vermutlich sind diese beiden Register deckungsgleich, nur mit anderen Namen versehen.

 

1974 erfolgte ein weiterer Umbau bzw. die letzte Renovierung durch Breil, Dorsten, unter Beratung von Rudolf Reuter, Münster. Der Umfang dieser Baumaßnahme kommt einem technischen Neubau gleich, weil alle Windladen sowie Mechanik, Windanlage und Spieltisch erneuert bzw. verändert wurden. Weite Teile des Gehäuses wurden ebenfalls erneuert mit Ausnahme der Orgelfront. Das Instrument befindet sich heute in dem damals geschaffenen Zustand.

 

 

Die Maßnahme wurde nach den damals in Westfalen üblichen Standards ausgeführt, nach denen lediglich die originale Disposition einer Orgel nominell wichtig war, technische Bereiche dagegen bedenkenlos verändert und erweitert werden konnten. So wurde der Spieltisch 1974 neu angefertigt, die Untertasten mit schwarzem Plastik, die Obertasten aus Ahorn mit weißer Plastikauflage belegt. Die Registerknöpfe blieben die von 1891 mit Porzellanplatten (z. T. erneuert), die Schrift ist gut erkennbar.

 

Das Pfeifenmaterial ist nach derzeitiger Befundlage uneinheitlich. Es können Materialien den Bauepochen von 1789, 1891 und 1974 zugeschrieben werden.

 

 

Die jetzt abgeschlossene Überarbeitung hatte zum Ziel, den gewachsenen Zustand weitestgehend zu erhalten. Einzige Änderung war der Ersatz des Nachthorn 2' im Pedal durch eine neue Trompete 8' nach Vorbild Cappenberg. Die als Ersatz der 1917 requirierten originalen Prospektpfeifen eingebrachten Zinkpfeifen wurden nach historischen Vorbildern aus tieflegiertem Zinn mit Zinnfolie belegt erneuert. Ebenso wurden die hölzernen Prospektpfeifen des Unterwerks neu foliiert.